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Julia Weber

Fragebuch #5: Julia Weber

Julia Weber füllt das Literaturschweiz.ch-Fragebuch aus.

- Welches ist mein schrecklichstes Literatur-Erlebnis?
Auf der Bühne sitzend, Lampenlicht, hinten in der Ecke schlafen zwei Windhunde und neben mir ein Herr mit nach vielen Seiten hinausgehendem Haar, der die Menschen mit den Worten begrüsst: Jetzt sei er etwas befangen, weil, mit so einer jungen, hübschen Frau auf der Bühne habe er nicht gerechnet.
Danach stellt er mir eine halbe Stunde lang die gleiche Frage, auf die ich immer wieder die gleiche Antwort gebe, bis ich ihn irgendwann frage, ob er mir denn überhaupt zuhöre, denn ich hätte diese Frage nun schon einige Male beantwortet. Immer und immer wieder. Nein, sagt er, er wolle tiefer vordringen in die Welt des Buches. Ich habe das Gespräch und somit die Lesung irgendwann beendet.
 
- Welches ist mein schönstes Literatur-Erlebnis?
Das eigens geschriebene, gefühlte, erfundene erste Buch in den Händen halten. Dann ein Bier. Dann noch ein Bier. Dann schlafen. Dann Buchvernissage. Dann alle da. Dann aus dem eigen geschriebenen, gefühlten, erfundenen ersten Buch vorlesen. Dann ein Bier. Dann noch ein Bier. Dann schlafen.
 
- Was ist die dümmste Literatur-Frage, die mir je von einer Journalistin oder einem Journalisten gestellt wurde?
Zweimal ist es mir passiert, dass eine Journalistin oder ein Journalist mit mir über mein Buch reden wollte, für einen Bericht im Radio oder einen Artikel in der Zeitung und mich am Anfang des Gesprächs gebeten hat das Buch zusammenzufassen. Sie haben dann jeweils so getan, als wäre dies für die anderen da draussen, haben gesagt, können sie für die Leser oder Zuhörerinnen das Buch nochmals kurz zusammenfassen. Da habe ich dann jeweils gefragt, ob es denn nicht vielleicht viel mehr für sie selbst sei, weil sie das Buch nicht gelesen hätten? Und sie haben dann jeweils gesagt, ja, leider seien sie wirklich nicht mehr dazu gekommen, das Buch zu lesen, weil es sei ja immer so viel los. Und über was wir  dann aber reden sollen, habe ich gefragt. In beiden Gesprächen ging es schlussendlich um andere Dinge. Vielleicht darum, wie es ist, als Mutter auch noch zu schreiben und wie es ist, als Mutter ein Buch zu schreiben und wie es ist, als junge Frau in der Literatur und wie es ist als Mutter erfolgreich zu sein und wie es ist als junge Mutter Frau zu sein und wie es ist als junge Frau Mutter zu sein und Mutter überhaupt zu sein und wie es ist, als junge Frau Frau zu sein wie es ist ein Buch geschrieben zu haben, als Mutter und als Frau. **Und ob es autobiografisch sei, das Buch und ob die Mutter darin ich sei oder das Kind**. (Obwohl ich die Frage nach dem Bezug zum eigenen Leben sehr gerne beantworte und noch heute, zwei Jahre nach erscheinen des Buches, gerne über diese Frage nachdenke.)
 
-SchriftstellerInnen sollten a) fleissig sein, b) faul sein, c) wach sein, aber dabei faul und auch mal fleissig und träumen und zerstreut sein, auch mal utopisch und andere sein und aber wach sein. 
 
- Betrunken schreiben kann ich a) besser, b) schlechter, c) mich nicht erinnern. 
Betrunken werden meine Worte schwer und fleischig und Träge und Bedeutungsvoll und sie wollen ganz viel und sind aber zu schwer für alles.
 
- Betrunken lesen kann ich a) besser, b) schlechter, c) mich nicht erinnern. 
Betrunken habe ich noch nie gelesen, aber angetrunken, da war das Mikro nicht richtig am Mikrofonhalter befestigt und ist immer weiter dem Stativ entlang runtergerutscht und ich mit dem Kopf immer mehr nachgerutscht, weil nicht gemerkt habe, dass das Mikro rutscht, dachte die Welt rutscht und irgendwann war ich mit dem Gesicht auf dem Tisch und das Mikro auch und jemand kam und hat Kopf und Mikro wieder hochgeschoben.
 
- Ich würde eher a) über das Wetter reden, wenn mir an einem Apéro nichts einfällt, oder b) über das Wetter schreiben, wenn mir nichts zum Schreiben einfällt. Warum?
Über das Wetter schreiben oder über das Wetter reden, aber in einer Sprache, in der es nicht darum geht, über was man redet, sondern darum, wie man darüber redet.
Zum Beispiel könnte ich dann sagen, mit einem Glas Weisswein in der Hand und das Licht ist vielleicht unangenehm, weil zu hell, und die Oliven sind im Mund und die Musik fliesst den Wänden entlang, man weiss nicht wohin mit den Olivensteinen, spuckt sie in die Hand, sie werden warm darin, an den Wänden hängen wichtige Bilder. Dann würde ich vielleicht zu jemandem sagen, das Wetter ist etwas lauwarm heute. Ja, durchschnittlich. So weit oben, so weit weg, so distanziert sogar. Es sagt mir nichts, das Wetter. Es ist mir ganz fremd, es ist so unscharf. Dieses Wetter bedeutet mir rein gar nichts.
 

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